Montag, 11. Oktober 2010

2. Bericht (7.10) - Sao Paulo


Donnerstag. Am zweiten Morgen wachten wir in aller Frühe auf, um die kleine Bianca zur Schule zu bringen. Sie geht auf eine Waldorfschule, die mit dem Auto circa 30 min entfernt liegt (vorausgesetzt es gibt wenig Verkehr). Zum Morgenspruch versammelten sich draußen alle Schüler der fünf Klassen, sowie ihre Eltern und/oder Verwandten. Wir durften auch an diesem morgendlichen Ritual teilnehmen und danach noch ein interessantes Gespräch mit einer Lehrerin führen.
Unser weiteres Programm für den Tag sah einen Besuch in den drei Zentren der Associaçao Comunitária Monte Azul vor. Zuerst besuchten wir mit Claudinha die Favela Peinha, in der neben einer Krankenstation, Kindergärten und Ausbildungskursen für Jugendliche auch das Thema der Umwelt näher gebracht wird. Dort sprachen wir mit einer Koordinatorin über die Arbeit in der Favela Peinha.
Danach ging es mit dem Auto an das obere Ende der Favela Monte Azul. Zur Einweihung der neuen Backstube ging es steil bergab, auf schiefen Wegen und mit einem Ausblick der unbeschreiblich war.
Zum Mittagesen sind wir in nach Horizonte Azul gefahren. Es ging mit dem Auto eine Stunde durch endlose Weiten der Favelas. Wir bemerkten, dass die zum Teil verputzten und angemalten Baracken einen viel besseren Eindruck machten, doch lindern tut es die Not nicht. Ein Meer aus roten Backsteinen und grauer Wellpappe, das nie zu enden schien. Die Kommentare unserer brasilianischen Mama lassen sich ungefähr so beschreiben. Das hier ist eine Favela. Hier ist eine andere Favela, viel besser organisiert. Hier ist es gefährlich. Hier ist die nächste Favela usw. Es ging immer weiter, Hügel rauf und runter, Halt wurde nur gemacht, wenn eine der wenigen Ampeln auf rot stand, oder wir das erste Mal für diese Reise Kokoswasser aus einer Kokosnuss schlüften durften.
Angekommen in der Favela Horizonte Azul, fühlten wir uns direkt wohl. Die Anlage war sehr schön und mit erstaunlich viel Natur umgeben. Wir aßen zu Mittag und danach gab es einen Rundgang über das Gelände. Es umfasste einige Kinderkrippen und Kindergärten, sowie eine Vorschule (nächstes Jahr gibt es die erste Waldorfschulklasse dort), Werkstätten, Gemüsegärten, eine Kantine, eine Krankenstation und eine Bibliothek.
Auf dem Weg zurück nach Hause fing es zu regnen an. Reißende Bäche flossen an den Bürgersteigen hinunter, die hier ungefähr doppelt so hoch sind, wie gewohnt.
Quando chove em Sao Paulo, a vida para. Wenn es in Sao Paulo regnet, hält das Leben an. So sieht man viele Menschen in den offenen Eingängen der Läden stehen. Hie und da rennen einige um den Bus noch zu erreichen, welcher wie selbstverständlich weiter durch Pfützen und Bäche braust.
Genau genommen kommt das Leben in Sao Paulo jedoch nie zum Stillstand. Selbst in der Nacht hört man eine Mischung aus dem Geknatter der Motorräder, Hundegebell, den lauten Stimmen und dem lautem Lachen auf der Straße.
- Louisa

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